Shilpa Gupta
Tree Drawings, 2013

Shilpa Gupta, Tree Drawings, 2013, Courtesy die Künstlerin und neugerriemschneider, Berlin, Foto: Jens Ziehe
In ihrer multidisziplinären, oft partizipativen Praxis hinterfragt Shilpa Gupta (*1976, Mumbai, IN) Vorstellungen von Zugehörigkeit, Grenzen und Lokalität. Sie interessiert sich hierbei für den Einfluss kollektiver und individueller Wahrnehmung auf Definitionen von Welt – und folglich auch dafür, wie diese Definitionen ausgeweitet und überschritten werden.
In ihrer Arbeit Tree Drawings, bestehend aus fünf Einzelkompositionen, bezieht die Künstlerin diesen Ansatz auf die kulturübergreifende Relevanz der Natur. Minimalistisch gestaltete Rahmen umgeben blendend weiße Papierbögen, auf denen jeweils eine dünne Fadenlinie angebracht ist. Die Fäden empfinden die Silhouetten fünf verschiedener Baumarten nach, die sich jeweils über Ländergrenzen hinwegsetzen und von den Bevölkerungen auf beiden Seiten gleichermaßen geschätzt werden:
Während der Lebensraum des Mangobaums sich von Indien nach Pakistan erstreckt, wachsen Mangroven im Grenzgebiet zwischen Indien und Bangladesch. Die Akazie bevölkert die Nationen der westlichen Sahara, der Olivenbaum ist sowohl in Palästina als auch Israel ein Nationalsymbol und Pekannüsse sind ebenso fester Bestandteil der mexikanischen wie der US-amerikanischen Küche. Unter den feinen Linien sind jeweils die Längenverhältnisse der verwendeten Schnur und den Zäunen entlang der in der jeweiligen Komposition thematisierten Grenze notiert, wodurch eine Parallele zwischen den Fadenumrissen und den Ländergrenzen gezogen wird.