Cooking with Mama
Hiwa K

Hiwa K, Cooking with Mama, im Kontext der Ausstellung Politics of Love, Kunsthaus Hamburg 2024/25

Hiwa K, Cooking with Mama, im Kontext der Ausstellung Politics of Love, Kunsthaus Hamburg 2024/25, Foto: Lucas Betz
Im Zentrum von Hiwa Ks (*1975, Sulaimaniyya, IQ-KR) künstlerischem Werk stehen alltägliche Praktiken der Begegnung, des Geschichtenerzählens und des politischen Handelns. Dabei ist seine Kunst dezidiert darauf ausgerichtet, eine breite gesellschaftliche Resonanz und damit reale Veränderung zu erzeugen. Die Performance Cooking with Mama illustriert diesen Ansatz. Hierbei lädt der Künstler Menschen mit Migrationsgeschichte am jeweiligen Ort der Durchführung dazu ein, gute Freund*innen und Verwandte anzurufen, deren Lieblingsgerichte vor einem Publikum zu kochen und anschließend mit diesem gemeinsam zu essen. Zu diesem Zweck hat er ein Imbiss-Fahrrad entwickelt, das an Straßenstände im Irak und in Syrien angelehnt ist.
Für Politics of Love reist diese mobile Küche im Laufe der Ausstellung an drei öffentliche Kulturorte in verschiedenen Stadtteilen Hamburgs und wird dort gemeinsam mit den lokalen Communities aktiviert, sodass die Ausstellung sich in den Stadtraum erweitert.
Eingeleitet wurde die gemeinschaftsorientierte Performance bereits durch einen Workshop, der anlässlich der Veranstaltung #seeforfree am 31. Oktober 2024 im Foyer des Kunsthaus Hamburg stattfand und die Besucher*innen anhielt, eigene Familienrezepte für ein kollektives Kochbuch zu teilen, das nun auch im Foyer des Hauses sowie online einsehbar ist.
Erstmalig findet Cooking with Mama in Hamburg am 7. Dezember 2024 im Projektraum HyCP – Hyper Cultural Passengers auf der Veddel statt, wo Alima Ouedraogo vom Verein Boudyelee, der sich für Kinder und Jugendliche in Burkina Faso einsetzt, mit Unterstützung von HyCP-Mitglied Michael Kress kocht. Am 11. Januar 2025 zieht das Fahrrad weiter Richtung Hein-Köllisch-Platz zur Galerie Gemüse bei Obst und Gemüse der Saison. Hier wird das Imbiss-Fahrrad von der Stadtkuratorin Joanna Warsza gemeinsam mit der Künstlerischen Leiterin des Kunsthauses Anna Nowak bespielt. Ihren Abschluss finden die Aktivierungen im Rahmen der Finissage am 2. Feburar 2025 auf dem Vorplatz der Deichtorhallen Hamburg, in unmittelbarer Nähe zum Kunsthaus statt. Hier bereitet die Künstlerin Amna Elhassan, deren Werk in der Ausstellung sich mit Food-Sharing als gemeinschaftsfördernde und wehrhafte Praxis im Sudan auseinandersetzt, zusammen mit der Hamburger Künstlerin Lulu MacDonald ein Gericht zu.
Zentral ist hierbei die Vernetzung nicht nur mit anderen Kulturschaffenden und Institutionen, sondern vor allem mit deren unmittelbarem sozialen Umfeld. Die Zubereitung von Mahlzeiten ist etwas, das einfach und alltäglich erscheint. Es ist etwas, das nahezu alle Menschen betrifft. Zugleich eröffnet es ein vielschichtiges mit Bedeutungen und Werten aufgeladenes Feld, über das es sich zu sprechen lohnt. Gerade bestimmte Rezepte regen zum Erzählen und Erinnern an: Hier lassen sich unzählige Geschichten finden und Fragen rund um Familie, Herkunft und Wahlverwandtschaft verhandeln. Durch geteilte kulinarische Erfahrungen entstehen Begegnungen, die zum Dialog anregen und durch das Weitertragen der Rezepte über den Performancezeitraum selbst hinausreichen.
Das Projekt wird von der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS im Rahmen der Initiative #seeyouagain gefördert.
Dokumentation der Performances